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Warum Neubauwohnungen oft von Schimmel betroffen sind

Neubauwohnungen gelten oft als Inbegriff von Komfort, modernem Wohnen und frischer Bauqualität. Doch hinter der glänzenden Fassade lauert manchmal ein unsichtbares Problem: Schimmel. Viele Menschen sind überrascht, dass gerade neu errichtete Gebäude, die strengsten Bauvorschriften unterliegen, anfälliger für Schimmelbildung sein können als ältere Häuser. Doch warum ist das so?
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Schimmel in Neubauwohnungen so häufig auftritt, welche Ursachen dahinterstecken und – ganz wichtig – was Sie tun können, um sich und Ihr Zuhause zu schützen.

Warum betrifft Schimmel besonders häufig Neubauwohnungen?

Man würde meinen, dass bei einem Neubau alles tipptopp ist. Kein altes Mauerwerk, moderne Dämmstoffe, neue Fenster – was soll da schon schimmeln? Die Realität aber sieht anders aus. Schimmel ist gerade in Neubauten ein weit verbreitetes Problem. Die Ursachen dafür sind vielfältig – und oft bereits im Bauprozess selbst zu finden.

Feuchtigkeit: Der unsichtbare Mitbewohner

Ein zentrales Problem ist die Feuchtigkeit, die beim Bauen entsteht – und das in nicht geringen Mengen. Beim Verputzen, Estrich verlegen oder dem Betonieren wird jede Menge Wasser verwendet. Diese sogenannte Baufeuchte bleibt häufig im Gebäude, wenn es nicht ausreichend austrocknet. Wie viel Wasser dabei zusammenkommt? Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kann locker bis zu 1.500 Liter Wasser in den Bauteilen enthalten!

Wenn diese Feuchtigkeit nicht richtig entweichen kann, wird es kritisch. Feuchte Wände und Böden sind der perfekte Nährboden für Schimmelpilze. Besonders in der Heizperiode oder bei unregelmäßiger Lüftung werden feuchte Stellen im Verborgenen zur Pilzzuchtstätte.

Mehr darüber, welche Auswirkungen Feuchtigkeit auf Bausubstanz und Gesundheit haben kann, erfahren Sie hier.

Moderne Bauweise: Luftdicht = feucht?

Unser heutiges Verständnis von energieeffizientem Bauen bedeutet: Alles muss möglichst luftdicht und gut gedämmt sein. Das spart Heizkosten – aber hat auch seine Tücken.

Früher „atmete“ ein Haus: Durch Ritzen und Fugen konnte Feuchtigkeit entweichen. In modernen Gebäuden geht das nicht mehr. Das bedeutet: Die verbrauchte, feuchte Luft bleibt im Raum – es sei denn, man sorgt gezielt für Luftzirkulation, zum Beispiel durch regelmäßiges Lüften oder eine durchdachte Lüftungsanlage.

Wird darauf verzichtet oder falsch gelüftet, steigt die Luftfeuchtigkeit im Raum – und damit auch das Risiko, dass sich Schimmel bildet.

Schimmel durch falsches Heizen und Lüften?

Viele Menschen wissen nicht, wie sie ihr neues Zuhause richtig „bedienen“ sollen. Ein moderner Bau „verzeiht“ keine Fehler beim Lüften oder Heizen. Wer zum Beispiel Fenster kippt, statt stoßzulüften, oder Räume nur unregelmäßig beheizt, lädt Schimmel nahezu ein.

Welche Luftfeuchtigkeit in der Wohnung ideal ist und wie Sie diese erreichen, lesen Sie hier.

Die häufigsten Ursachen für Schimmel in Neubauwohnungen im Überblick

Hier eine übersichtliche Liste der zentralen Ursachen:

  • Restbaufeuchte: Nach dem Bau nicht ausreichend getrocknete Materialien
  • Luftdichtes Bauen: Moderne Gebäude lassen die Luft nicht mehr „zirkulieren“
  • Falsches Heiz- und Lüftungsverhalten: Kipplüften, zu geringes Heizen oder fehlende Lüftungspläne
  • Schlechte Bauausführung: Mängel bei Dämmung, Abdichtung oder Fenstereinbau
  • Lorem Heizanlagen: Fußbodenheizungen z. B. bringen nicht genug Luftzirkulation mit sich

Was Sie gegen Schimmel in Neubauten tun können

Zum Glück gibt es Mittel und Wege, wie Sie sich vor Schimmel schützen können – auch wenn das Eigenheim gerade erst fertiggestellt wurde.

1. Lüften ist das A und O

Auch wenn es lästig ist: Richtiges, regelmäßiges Lüften kann Wunder wirken. Wichtig dabei:

  • Fenster mehrmals täglich für 5–10 Minuten ganz öffnen (Stoßlüften)
  • Kipplüften vermeiden – es bringt kaum Luftaustausch und kühlt unnötig aus
  • Gerade im Badezimmer oder nach dem Kochen gezielt lüften

2. Raumklima kontrollieren

Ein Hygrometer misst die Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen – ein wichtiges Hilfsmittel! Die ideale relative Luftfeuchtigkeit liegt bei 40–60 %, in Schlafzimmern eher bei 40–50 %.

Zu viel Feuchtigkeit? Dann hilft beispielsweise ein Luftentfeuchter. Zu trocken? Dann könnten Pflanzen oder kleine Wasserschalen helfen.

3. Wohnräume richtig heizen

Halten Sie Ihre Räume im Winter warm – aber nicht überheizt. Empfehlenswert sind:

  • Wohnzimmer: 20–22 °C
  • Schlafzimmer: 16–18 °C
  • Badezimmer: 22–24 °C

Und ganz wichtig: Alle Räume möglichst gleichmäßig beheizen. Ungenutzte, kalte Zimmer ziehen feuchte Luft aus den wärmeren Bereichen an – und das begünstigt Schimmelbildung.

4. Nicht zu früh einziehen

Auch wenn die Aufregung verständlich ist: Geduld lohnt sich. Viele Expert:innen empfehlen, mit dem Einzug so lange zu warten, bis die Restfeuchte deutlich reduziert ist. Alternativ sollten Bautrockner eingesetzt werden.

Mehr über die Bedeutung der Trocknungszeit nach dem Bau erfahren Sie in diesem Praxisratgeber.

5. Bautrockner nutzen

Gerade bei Neubauten empfiehlt es sich, Bautrockner einzusetzen, um überschüssige Feuchtigkeit schnell aus dem Gebäude zu entfernen. Diese Geräte entziehen der Raumluft Wasser und beugen so Schimmel vor – ein wichtiger Schritt zum gesunden Wohnen.

Wie erkenne ich Schimmel frühzeitig?

Oft bildet sich Schimmel zuerst dort, wo man ihn nicht sieht: hinter Möbeln, an Fensterrahmen oder in Zimmerecken. Deshalb lohnt es sich, auf erste Anzeichen zu achten:

  • Fleckige Stellen an Wänden oder Decken, besonders grau-grünlich oder schwarz
  • Muffiger Geruch, besonders in geschlossenen Räumen
  • Kondenswasser an Fenstern – Hinweis auf zu hohe Luftfeuchtigkeit

Wussten Sie, dass man in vielen Fällen den Schimmel riechen kann, bevor man ihn sieht? Der typische „modrige Kellergeruch“ ist ein deutliches Warnsignal.

Was tun, wenn es trotz allem zu Schimmel kommt?

Wenn Sie Schimmel entdecken, ist schnelles Handeln gefragt. Je früher Sie reagieren, desto geringer die Schäden – gesundheitlich und auch fürs Gebäude.

1. Kleine Stellen selbst entfernen

Handelt es sich um oberflächlichen Befall (z. B. unter 0,5 m²), können Sie ihn selbst entfernen:

  • Gummihandschuhe und Atemmaske tragen
  • Mit 70%igem Alkohol oder Essigessenz reinigen
  • Flächen gut trocknen lassen

Achtung: Tapeten oder Putz mit tiefem Befall sollten immer von Fachleuten saniert werden.

2. Ursachenanalyse nicht vergessen

Schimmel ist meist nur das Symptom – die Ursache muss erkannt und behoben werden. Ein Bausachverständiger kann helfen, z. B. zu erkennen, ob ein Baufehler vorliegt oder das Lüftungsverhalten verbessert werden muss.

3. Vermieter oder Bauträger informieren

Wenn Sie in einer Neubauwohnung zur Miete wohnen, sollten Sie Ihren Vermieter informieren. Bei Eigentumswohnungen kann auch der Bauträger haftbar gemacht werden – besonders bei Baumängeln.

Kann Schimmel in Neubauten gesundheitlich gefährlich sein?

Leider ja. Schimmelsporen können Allergien auslösen, Atemwege reizen und langfristig krank machen. Besonders betroffen sind:

  • Kinder
  • ältere Menschen
  • Asthmatiker:innen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem

Auch wenn man den Schimmel nicht sofort sieht: Die Sporen schweben in der Luft und können eingeatmet werden. Es lohnt sich also, lieber früher als später zu handeln.

Häufige Fragen (FAQ)

Wie lange muss ein Neubau trocknen?

Das hängt vom Baufortschritt, der Witterung und den verwendeten Materialien ab. Als Faustregel gilt: Mindestens 8 bis 12 Wochen Austrocknungszeit – bei nicht optimalen Bedingungen auch deutlich länger.

Können Bautrockner den Schimmel verhindern?

Ja – Bautrockner sind sehr effektiv, um die Baufeuchte schnell aus dem Gebäude zu bekommen. Gerade in der Rohbauphase oder nach Putz- und Estricharbeiten sind sie eine sinnvolle Investition.

Was tun, wenn Schimmel nach dem Einzug auftritt?

Wichtig ist, die Stelle schnellstmöglich zu dokumentieren (Foto, Datum) und – bei Mietobjekten – dem Vermieter zu melden. Dann sollte ein:e Expert:in prüfen, ob eine Gefahr besteht oder ein Baumangel vorliegt.

Ist Schimmel in Neubauten ein Baumangel?

In vielen Fällen, ja – besonders wenn er durch unzureichende Trocknung, mangelhafte Bauplanung oder schlechte Ausführung entstanden ist. Hier lohnt sich eine rechtliche Prüfung.

Fazit: Frisch gebaut – und trotzdem schimmelfrei leben

Schimmel in Neubauwohnungen ist keine Seltenheit – aber auch kein unausweichliches Schicksal. Wer die Ursachen kennt und sein Wohnverhalten richtig anpasst, kann gezielt vorbeugen.

Wichtig ist, dass Sie Ihr Zuhause nicht nur gemütlich, sondern auch gesund gestalten. Ein gutes Raumklima, regelmäßiges Lüften und Aufmerksamkeit für „unsichtbare Probleme“ sind die beste Versicherung gegen Schimmel.

Und wenn es doch mal passiert? Dann gilt: Nicht in Panik verfallen, sondern Ruhe bewahren, professionell prüfen lassen – und handeln.

Quellen

  • Umweltbundesamt: Schimmelpilze in Innenräumen
  • Verbraucherzentrale: Schimmel vermeiden
  • Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
  • Deutsche Energie-Agentur (dena)
  • Öko-Test: Schimmel in Neubauten
  • Deutscher Mieterbund (DMB): Rechte bei Schimmel in Mietwohnungen

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