Ratgeber für Eigentumswohnungen: Schimmel dauerhaft vermeiden
Schimmel in der Wohnung – allein das Wort lässt viele Eigentümer:innen zusammenzucken. Kein Wunder, denn Schimmel bedeutet nicht nur einen optischen Makel. Er kann auch die Bausubstanz angreifen und Ihre Gesundheit gefährden. Besonders in Eigentumswohnungen, in denen mehrere Parteien in einem Haus leben und man nicht alles selbst beeinflussen kann, ist es besonders wichtig, frühzeitig Maßnahmen zur Schimmelprävention zu ergreifen. Die gute Nachricht: Mit ein paar einfachen Routinen und dem richtigen Know-how können Sie Schimmel dauerhaft vermeiden – ohne große Umbauten oder teure Geräte.
Warum entsteht Schimmel in Eigentumswohnungen?
Wussten Sie, dass Schimmelpilze überall in der Luft vorkommen? Das ist erst einmal normal – gefährlich wird es aber, wenn sich diese Pilzsporen auf feuchten Flächen niederlassen und dort ungehindert wachsen können. Besonders häufig passiert das in Wohnräumen, die schlecht gelüftet werden oder in denen sich Feuchtigkeit staut.
Typische Auslöser für Schimmel in Wohnräumen sind:
- Zu hohe Luftfeuchtigkeit
- Unzureichendes oder falsches Lüften
- Möbel, die zu nahe an Außenwänden stehen
- Kondenswasserbildung an Fenstern oder Wänden
- Wärmebrücken in der Bausubstanz
- Defekte Wasserleitungen oder undichte Dächer
Gerade in Eigentumswohnungen ist es wichtig, dass alle Bewohner:innen im Haus für ein gesundes Raumklima sorgen. Denn Feuchtigkeit wandert – auch durch Wände und Zwischenräume.
Der wichtigste Schritt: Raumklima verstehen und beeinflussen
Eine Wohnung atmet – klingt merkwürdig, ist aber so. Jeden Tag geben wir allein durchs Atmen und Kochen mehrere Liter Wasser an die Raumluft ab. Wenn diese feuchte Luft nicht entweichen kann, schlägt sie sich an kalten Wänden oder Fenstern nieder. Dort bildet sich dann mit etwas Pech ein idealer Nährboden für Schimmel.
Doch was ist ein gutes Raumklima?
Ideale Werte für Wohnräume:
- Raumtemperatur zwischen 20 °C und 22 °C
- Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 %
Messen lässt sich das ganz einfach mit einem Hygrometer – das gibt’s schon für kleines Geld im Handel.
So vermeiden Sie Schimmel dauerhaft – die besten Tipps für Ihre Eigentumswohnung
Viele Maßnahmen zur Schimmelvermeidung lassen sich leicht in den Alltag integrieren. Hier kommen die besten Maßnahmen für Eigentümer:innen – praktisch, verständlich und wirksam.
1. Richtig lüften – gezielt und regelmäßig
Fenster auf – reicht das? Nicht ganz. Entscheidend ist, wie und wie oft Sie lüften.
Unsere Empfehlung:
- Lüften Sie 2–4 Mal am Tag intensiv – idealerweise durch Stoßlüften (alle Fenster für 5-10 Minuten weit öffnen).
- Vermeiden Sie Dauer- oder Kipplüften, da es zu Wärmeverlusten führt und weniger effektiv ist.
- Besonders wichtig: nach dem Duschen, Kochen oder Wäschetrocknen sofort lüften, um Feuchtigkeit abzuführen.
In Gemeinschaftseigentum wie Flur oder Waschkeller hilft zusätzlich eine koordinierte Abstimmung mit der Hausgemeinschaft.
2. Luftfeuchtigkeit immer im Blick behalten
Ein Raumthermohygrometer hilft Ihnen, die Luftfeuchtigkeit jederzeit zu kontrollieren. Wird es dauerhaft zu feucht, kann ein Luftentfeuchter unterstützen – gerade in schlecht belüftbaren Räumen wie innenliegenden Bädern oder im Souterrain.
Hier finden Sie weitere Tipps zur Schimmelvermeidung in Wohnräumen.
3. Möbel clever platzieren
Schränke, Betten oder Sofas direkt an kalten Außenwänden? Lieber nicht. Denn dort kann sich Feuchtigkeit leicht ansammeln, ohne abzutrocknen.
Unsere Faustregel:
- Lassen Sie mindestens 5–10 cm Abstand zwischen Möbeln und Wänden.
- Verbringen Sie häufiger benutzte Räume wie Wohnzimmer oder Schlafzimmer nicht zu sehr – viel Stoff kann Feuchtigkeit speichern.
4. Feuchtigkeitsquellen beseitigen
Nicht jeder Feuchteschaden ist durch falsches Lüften bedingt. Auch bauliche Mängel oder kleine Undichtigkeiten können zur Schimmelbildung führen.
Was Sie tun können:
- Kontrollieren Sie regelmäßig Fensterdichtungen und Heizkörperanschlüsse.
- Checken Sie insbesondere in Altbauten Außenwände und zwischendurch auch mal das Mauerwerk im Keller.
- Bei Verdacht auf Feuchteschäden: Holen Sie sich eine:n Fachmann/-frau zur Ursachenanalyse hinein.
5. Nach dem Duschen oder Kochen: Sofort lüften!
Klingt banal – ist aber einer der häufigsten Auslöser: Badezimmer und Küche sind Feuchtigkeits-Hotspots. Wenn nach dem Kochen die Fenster beschlagen oder nach dem Duschen alle Spiegel blind sind – dann heißt es: Fenster auf!
Ideal ist auch ein kleiner Badezimmer-Ventilator. Achten Sie darauf, dass dieser auch richtig funktioniert und regelmäßig gereinigt wird.
Weitere hilfreiche Informationen haben wir im Artikel „Schimmel vorbeugen in der Wohnung“ für Sie zusammengestellt.
Was tun bei ersten Anzeichen von Schimmel?
Trotz aller Prävention: Manchmal zieht der Schimmel schneller ein, als uns lieb ist. Gut zu wissen, worauf Sie achten müssen.
Warnzeichen, auf die Sie achten sollten:
- Stockflecken (kleine schwarze bis grünliche Punkte auf Wänden oder Tapeten)
- Muffiger, modriger Geruch in bestimmten Ecken
- Kondenswasser an Fenstern trotz regelmäßigem Lüften
- Feuchte Stellen an Wänden oder Bodenleisten
Wenn Sie solche Anzeichen entdecken:
- Unverzüglich handeln – auch kleine Flecken sind ernst zu nehmen.
- Nicht einfach überstreichen – dies verschlechtert das Problem häufig sogar noch.
- Kleinere Stellen (wenige cm²) können mit speziellen Schimmelentfernern selbst behandelt werden. Achtung: Handschuhe und Atemschutz tragen!
- Größere Schäden: Ein Fall für die Fachleute – ggf. über die Eigentümergemeinschaft oder Hausverwaltung organisieren.
Besonderheiten bei Eigentumswohnungen: Wer ist zuständig?
In Eigentumswohnungen ist die Frage der Zuständigkeit ein wichtiger Punkt. Nicht jeder Schimmelfleck fällt automatisch in Ihre Verantwortung – oder umgekehrt.
Merke:
- Feuchte- oder Schimmelschäden im Gemeinschaftseigentum (z. B. Fassade, Dach, Rohrleitungen, Kellerräume) sind Sache aller Miteigentümer:innen. Hier ist die Hausverwaltung zuständig.
- Befindet sich der Schaden im Sondereigentum (z. B. in Ihrer Wohnung), liegt es an Ihnen als Eigentümer:in, den Schaden zu beseitigen.
Unklarheiten lassen sich oft mit einem Blick in die Teilungserklärung klären – oder bei rechtlichen Zweifeln auch im Gespräch mit einem Fachanwalt für Miet- und WEG-Recht.
Wann lohnt sich ein Bautrockner?
Gerade nach Feuchteschäden durch Wassereinbruch, Hochwasser oder Bauarbeiten helfen Bautrockner dabei, Böden und Wände schnell wieder trocken zu bekommen – und so Schimmel überhaupt keine Chance zu geben. Auch beim schnellen Entfeuchten schlecht belüfteter Räume kann ein professioneller Trockner temporär sinnvoll sein.
Tipp: Viele Firmen bieten auch Mietgeräte an, wenn der Einsatz nur für kurze Zeit notwendig ist.
Fazit: Wer gut lüftet, hat gut gebaut
Schimmel fühlt sich dort wohl, wo ihm niemand Einhalt gebietet. Deshalb gilt: Wer regelmäßig und bewusst lüftet, für ein ausgeglichenes Raumklima sorgt und auf erste Anzeichen achtet, hat schon sehr viel gewonnen. In Eigentumswohnungen ist es zusätzlich wichtig, gemeinsam mit der Hausgemeinschaft auf problematische Bereiche zu schauen und gezielt gegenzusteuern.
Mit Hygrometer, bewussterem Lüften und etwas Alltagswissen lassen sich viele Schimmelprobleme noch bevor sie entstehen vermeiden. Oder um es einfach zu sagen: Wer’s trocken hält, hat länger Freude an den eigenen vier Wänden.
Quellenangaben:
- Umweltbundesamt: „Schimmel in Innenräumen – Gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen“
- Verbraucherzentrale: „Tipps gegen Schimmel – Was tun bei feuchten Wänden?“
- Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: „Schimmel in Wohnräumen“
- DEUBAUGRUND – Immobilienwissen: Zuständigkeiten in der WEG bei Schimmel