Warum Schimmel in Wohnungen oft erst im Winter sichtbar wird
Wenn es draußen kälter wird, machen wir es uns drinnen gerne gemütlich – mit geschlossenen Fenstern, einer warmen Heizung und dicken Kuscheldecken. Doch der Winter hat neben Glühwein und Schneespaziergängen auch eine Schattenseite: In vielen Wohnungen zeigt sich plötzlich Schimmel an Wänden, Fenstern oder in Ecken, die im Sommer noch völlig unauffällig waren. Warum ist das so? Und wie kannst du vorbeugen, damit es bei dir gar nicht erst so weit kommt? In diesem Beitrag erfährst du auf verständliche Art und Weise, warum Schimmel oft im Winter sichtbar wird, welche typischen Ursachen dahinterstecken und was du ganz praktisch dagegen tun kannst.
Warum wird Schimmel ausgerechnet im Winter sichtbar?
Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Kaum kommt der Winter, entdeckt man dunkle Flecken an Fenstern, hinter dem Schrank oder an der Badezimmerdecke. Im Sommer war davon keine Spur zu sehen. Das ist kein Zufall, sondern lässt sich leicht erklären.
1. Kalte Wände als Kondenspunkt
Im Winter sinken die Temperaturen draußen deutlich, während wir drinnen heizen. Die Außenwände der Wohnung kühlen dabei ab – besonders wenn sie schlecht gedämmt sind. Wenn warme, feuchte Luft aus dem Innenraum auf diese kalten Flächen trifft, bildet sich Kondenswasser: Die Luft kann ihre Feuchtigkeit nicht mehr halten und schlägt sich als Wasser an der Wand nieder. Genau dort entsteht oft Schimmel.
2. Mehr Feuchtigkeit durch unser Verhalten
Im Winter sind die Fenster meist geschlossen, das Lüften reduziert sich – schließlich möchte niemand freiwillig frieren. Außerdem verbringen wir mehr Zeit in geschlossenen Räumen: Wir atmen, duschen, kochen oder trocknen Wäsche. Dadurch steigt die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung. Diese Kombination – mehr Feuchtigkeit plus weniger Lüften – schafft die perfekte Umgebung für Schimmel.
3. Mangelhafte Luftzirkulation
Gerade im Winter stellen viele von uns Möbel näher an die Wand, um es gemütlich und warm zu haben. Doch wenn Wände „nicht atmen“ können – also die Luft dahinter nicht zirkulieren kann –, bleibt feuchte Luft dort „gefangen“. Besonders Schränke oder Betten in Zimmerecken sind hier betroffen. Diese Luftbereiche sind ideal für Schimmel.
Wie entsteht Schimmel überhaupt?
Schimmel ist kein Zufallsprodukt. Er entsteht dann, wenn bestimmte Bedingungen über längere Zeit zusammenkommen:
- Feuchtigkeit: Ohne Feuchtigkeit kann kein Schimmel wachsen.
- Wärme: Schimmel fühlt sich bei Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad am wohlsten.
- Organisches Material: Tapeten, Holz, Gips – all das ist perfekte Nahrung für Schimmelsporen.
Mehr über die Entstehung und Grundlagen erfährst du im Artikel Wie entsteht Schimmel in Wohnräumen?.
Symptome erkennen: Daran erkennst du Schimmel frühzeitig
Leider ist Schimmel nicht immer sofort sichtbar. Oft „versteckt“ er sich erst hinter Möbeln oder Tapeten. Umso wichtiger ist es, auf erste Hinweise zu achten:
- Dunkle Verfärbungen an Wänden oder Fensterrahmen
- Muffiger, modriger Geruch
- Kondenswasser an Fenstern oder Wänden
- Tapeten, die sich lösen oder wellig werden
Achtung: Wer früh reagiert, kann größere Schäden verhindern – und schützt gleichzeitig seine Gesundheit.
Doch wie genau beeinflusst der Winter die Schimmelbildung?
Der Winter selbst verursacht den Schimmel nicht – er macht ihn nur sichtbarer. Der eigentliche „Baufehler“ beginnt oft im Sommer. Ohne ausreichend Luftaustausch sammelt sich nach und nach Feuchtigkeit in Bauteilen oder der Raumluft. Diese wird im warmen Sommer oft gar nicht bemerkt, da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Sobald es aber kalt wird, kondensiert die Feuchte – und wird als Schimmelfleck sichtbar.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Stell dir vor, du hast im Sommer ein Glas Wasser im warmen Raum stehen. Es bleibt trocken – nichts passiert. Stellst du dasselbe Glas im Winter an eine kalte Fensterscheibe, bemerken wir: Es beschlägt außen – Kondenswasser entsteht! Genauso läuft es auch an kalten Wänden ab.
Die größten Risikobereiche im Winter
Manche Orte sind besonders schimmelanfällig. Im Winter solltest du dort besonders aufmerksam sein:
- Außenwände: Besonders Ecken bilden sogenannte „Kältebrücken“.
- Undichtigkeiten am Fenster: Dort schlägt sich viel Feuchtigkeit nieder.
- Schlecht belüftete Badezimmer: Feuchtigkeit nach dem Duschen setzt sich in Fliesenfugen und Ecken fest.
- Hinter Möbeln: Vor allem bei Außenwänden verhindert Möbelkontakt die Luftzirkulation.
In all diesen Bereichen geht es darum, Feuchtigkeit schneller zu beseitigen als sie sich ansammeln kann.
7 praktische Tipps: So beugst du Schimmel im Winter vor
Schimmel im Winter ist kein Schicksal – du kannst einiges tun, um ihn zu vermeiden. Hier unsere praxiserprobten Empfehlungen:
- Regelmäßig lüften: Ideal sind 3–5 Stoßlüftungen am Tag – je 5 bis 10 Minuten bei weit geöffnetem Fenster.
- Richtig heizen: Halte die Raumtemperatur möglichst konstant. Kalte Räume fördern Kondenswasser an den Wänden.
- Möbel mit Abstand stellen: Lass 5–10 cm Abstand zur Außenwand, besonders bei großen Schränken oder Betten.
- Feuchtigkeit messen: Ein Hygrometer hilft dir, die Luftfeuchtigkeit im Auge zu behalten (Ideal: 40–60 %).
- Bad und Küche gut entlüften: Nach dem Duschen oder Kochen Türen offen lassen und gut durchlüften.
- Wäsche drinnen vorsichtig trocknen: Wenn kein Trockenraum vorhanden ist, am besten im warmen Raum mit regelmäßigem Lüften.
- Fenster kontrollieren: Überprüfe regelmäßig auf Kondenswasser – und wisch es trocken!
Möchtest du noch mehr Alltags-Tipps zur Vermeidung von Feuchteschäden? Dann schau dir den Beitrag Feuchtigkeit vermeiden im Wohnraum – praktische Ratschläge an.
Was tun, wenn Schimmel auftritt?
Wenn sich doch einmal Schimmel zeigt, ist schnelles Handeln gefragt. Kleine Mengen (bis etwa handtellergroß) kannst du eventuell selbst mit Alkohol oder speziellen Reinigern entfernen. Wächst der Schimmel jedoch regelmäßig nach oder ist großflächig, sollte eine Fachkraft den Schaden beurteilen.
Wichtig: Die bloße Entfernung reicht nicht – du musst die Ursache finden. Sonst kehrt der Schimmel zurück.
Häufige Irrtümer rund um Schimmel im Winter
Viele Missverständnisse halten sich hartnäckig – hier räumen wir damit auf:
- „Ich lüfte weniger, damit es warm bleibt“ – aber dadurch bleibt auch zu viel Feuchtigkeit in der Luft.
- „Schimmel kommt von außen“ – in den meisten Fällen entsteht er durch innen verursachte Feuchtigkeit.
- „Ich sehe keinen Schimmel – es gibt also keinen“ – leider falsch. Oft wächst er an versteckten Stellen, z. B. hinter Schränken oder Tapeten.
Das kleine Schimmel-1×1 für den Winter
Zum Abschluss findest du hier eine kurze Übersicht – als Erinnerungsstütze für den Alltag:
- Luftfeuchtigkeit niedrig halten – z. B. durch regelmäßiges Stoßlüften und gezieltes Heizen.
- Kondenswasser abwischen – besonders an Fenstern.
- Wände atmen lassen – keine Möbel zu nah an Außenwände stellen.
- Achtung bei Neubauten oder frisch renovierten Wohnungen – hier ist die Restfeuchte oft sehr hoch.
- Frühe Anzeichen ernst nehmen – und im Zweifel Hilfe holen!
Fazit: Mit ein wenig Achtsamkeit durch den Winter ohne Schimmel
Schimmel in der Wohnung ist unangenehm – aber kein Schicksal. Wer versteht, warum sich Feuchtigkeit im Winter besonders an kalten Flächen zeigt, kann gezielt vorbeugen. Dazu gehören regelmäßiges Lüften, richtiges Heizen, gute Luftzirkulation und aufmerksames Beobachten. Mit etwas Aufmerksamkeit lassen sich teure Sanierungen und gesundheitliche Risiken vermeiden.
Und das Beste: Die meisten Maßnahmen kosten kaum Geld – nur ein kleines bisschen Gewohnheitsumstellung. Dafür wird dein Zuhause gesund und schimmelfrei bleiben. Und der Winter? Der darf dann gerne genauso kuschelig bleiben – nur eben ohne schwarze Flecken an der Wand.
Quellen
- Umweltbundesamt (UBA): „Schimmel in Innenräumen“
- Stiftung Warentest: „Schimmel im Haus vermeiden“
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt – Institut für Bauklimatik
- Verbraucherzentrale: „Schimmel erkennen und beseitigen“