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Schimmel entfernen mit Essig: Gut oder gefährlich?

Hartnäckiger Schimmel an Wänden, in Fugen oder sogar auf Möbeln – kaum jemand bleibt im Laufe seines Lebens davon verschont. Sobald sich die schwarzen oder grünlichen Flecken zeigen, stellt sich oft die Frage: Wie bekomme ich den Schimmel am besten wieder weg – und zwar dauerhaft? Viele greifen dabei zuerst zu einem altbewährten Hausmittel: Essig. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Oder kann Schimmel mit Essig sogar schlimmer werden? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen auf den Grund und zeigen dir, wann Essig helfen kann – und wann du besser die Finger davon lässt.

Warum entsteht Schimmel überhaupt?

Bevor wir uns mit der Schimmelentfernung beschäftigen, werfen wir kurz einen Blick auf die Ursache: Schimmel braucht vor allem Feuchtigkeit, um sich auszubreiten. Das kann durch falsches Lüften, undichte Stellen in der Wand oder auch durch hohe Luftfeuchtigkeit im Bad oder in der Küche passieren. Zusammen mit etwas organischem Material – etwa Tapete, Holz oder Staub – hat Schimmel alles, was er braucht, um loszulegen.

Die schlechte Nachricht: Schimmel kommt selten allein. Oft finden sich hinter einer kleinen Stelle weitere befallene Flächen. Die gute Nachricht: Wenn du früh handelst, kannst du ihn meist noch gut selbst entfernen – vorausgesetzt, du weißt wie.

Essig gegen Schimmel – der Klassiker unter den Hausmitteln

Essig oder Essigessenz ist in vielen Haushalten schnell zur Hand, günstig und gilt als umweltfreundlich. Deshalb greifen viele Menschen reflexartig zum Essig, wenn es um die Entfernung von Schimmelflecken geht. Kein Wunder – schließlich funktioniert das Mittel bei Kalk, Fett und Gerüchen auch erstaunlich gut.

Doch beim Thema Schimmel ist Vorsicht geboten. Essig ist zwar ein Alleskönner im Haushalt, aber gegen Schimmelsporen kann er manchmal sogar das Gegenteil bewirken. Klingt überraschend? Lass uns das etwas genauer anschauen.

Was genau macht Essig im Kampf gegen Schimmel?

Essig hat eine desinfizierende Wirkung und kann einige Pilzarten tatsächlich abtöten. Besonders auf glatten, nicht saugfähigen Oberflächen wie Glas, Fliesen oder Keramik kann er Schimmel gut bekämpfen. Durch seine Säure wird das Wachstum gehemmt, und die sichtbaren Spuren verschwinden oft.

Problematisch wird es aber auf porösen Materialien wie Tapeten, Holz oder Silikon. Hier zieht der Essig schnell in die Oberfläche ein – die Schimmelsporen aber auch. Das bedeutet: Der Essig erreicht den Schimmel oft nicht tief genug. Und noch schlimmer: Der enthaltene Zucker im Essig (zum Beispiel in Apfelessig) kann dem Schimmel sogar als Nahrung dienen. Das Ergebnis? Der Schimmel kommt zurück – und das oft noch stärker als vorher.

Wann Essig gegen Schimmel helfen kann – und wann nicht

Kurz und knapp lässt sich sagen:

  • Gut geeignet: Fliesen, Glas, Kunststoff, versiegelte Flächen
  • Weniger geeignet: Tapeten, Putz, Holz, Silikonfugen, alle saugfähigen Materialien

Wusstest du zum Beispiel, dass sich Schimmel in Badfugen trotz Essig oft immer wieder zeigt? Das liegt daran, dass Silikon weich und porös ist – perfekte Bedingungen also für verborgene Sporen.

Schritt-für-Schritt: Schimmel mit Essig entfernen

Wenn du den Schimmel auf einer geeigneten Oberfläche hast (z. B. auf Fliesen), kannst du unter bestimmten Bedingungen Essig verwenden. So gehst du richtig vor:

  1. Lüfte den Raum gut durch.
  2. Ziehe Handschuhe und – falls möglich – eine Maske oder ein Tuch über Mund und Nase.
  3. Gib den Essig oder die Essigessenz (bitte verdünnt!) in eine Sprühflasche oder auf ein Tuch.
  4. Trage ihn großzügig auf die betroffene Stelle auf.
  5. Lass ihn etwa 30 Minuten einwirken.
  6. Wische gründlich mit einem feuchten Tuch nach.
  7. Entsorge das Tuch anschließend sofort – idealerweise luftdicht verpackt im Hausmüll.

Wichtig: Diese Methode ist nur für kleinere Schimmelflecken gedacht, nicht für großflächigen Befall. Alles, was größer als etwa ein Handteller ist, sollte von Fachleuten begutachtet werden.

Eine umfassende Anleitung, wie du Schimmel sicher und effektiv entfernst, findest du übrigens auch in unserem Beitrag Schimmel richtig entfernen.

Gesundheitsrisiken: Warum Schimmel gefährlich sein kann

Selbst kleine Mengen Schimmel können auf Dauer gesundheitliche Probleme mit sich bringen – besonders für Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

  • Allergien
  • Atemwegserkrankungen
  • Reizungen der Haut oder Schleimhäute

Deshalb ist es so wichtig, Schimmel nicht nur oberflächlich zu entfernen, sondern ihn dauerhaft zu beseitigen. Dabei geht es nicht nur um Ästhetik – es geht ganz konkret um deine Gesundheit.

Besser als Essig? Alternative Hausmittel gegen Schimmel

Wenn du bei porösen Oberflächen keinen Essig verwenden solltest – was dann?

Diese Mittel sind bessere Alternativen:

  • Hochprozentiger Alkohol (Isopropanol, über 70 %): Entfernt Schimmel zuverlässig und verdunstet rückstandslos.
  • Wasserstoffperoxid (3 %): Desinfiziert und bleicht leichte Stockflecken gleich mit aus.
  • Natriumhydrogencarbonat (Natron): Bindet Feuchtigkeit und eignet sich zum Reinigen anfälliger Flächen.

Achte bei allen Mitteln darauf, die betroffene Stelle danach gut zu trocknen – notfalls mit einem Föhn, wenn Lüften nicht ausreicht.

Und was ist mit Schimmelentferner aus dem Baumarkt?

Natürlich bieten viele Baumärkte spezielle Schimmelentferner an. Diese enthalten meist aggressive Wirkstoffe wie Chlor oder spezielle Fungizide. Das kann wirkungsvoll sein – allerdings nur mit ausreichendem Schutz und gutem Wissen um die Anwendung. Oft ist eine Kombination aus sicherem Hausmittel und vorbeugendem Verhalten die bessere Lösung.

Schimmel vermeiden – so geht’s

Du möchtest gar nicht erst wieder zu Essig oder anderen Mitteln greifen? Dann lohnt es sich, den Schimmel gar nicht erst entstehen zu lassen. Hier ein paar einfache, aber wirkungsvolle Tipps:

  • Regelmäßig lüften – mindestens drei Mal pro Tag für 5–10 Minuten
  • Möbel mit ein wenig Abstand zur Wand stellen, damit die Luft zirkulieren kann
  • Räume nicht zu stark beheizen, aber auch nicht auskühlen lassen
  • Feuchte Stellen sofort trocknen – speziell nach dem Duschen oder Kochen
  • Fenster nicht dauerhaft kippen – das kann eher schaden als nützen

Du wohnst in einem älteren Gebäude mit regelmäßigem Schimmelproblem? Dann kann es langfristig sinnvoll sein, einen Experten für Feuchtigkeitsmessung oder Bautrocknung zu Rate zu ziehen.

Fazit: Ist Essig die richtige Wahl zur Schimmelbekämpfung?

Essig kann bei der Schimmelentfernung helfen – aber nicht überall. Auf dichten, glatten Flächen wie Fliesen ist er ein wirkungsvolles Hausmittel. Auf porösen Materialien kann er jedoch schädlich sein oder sogar das Schimmelwachstum fördern.

Wer Schimmel wirklich loswerden will, sollte nicht nur auf den sichtbaren Fleck schauen, sondern die Ursache für Feuchtigkeit bekämpfen. Nur so lässt sich verhindern, dass der Schimmel immer wieder zurückkommt.

Wenn du unsicher bist oder wenn der Befall größer ist, lohnt sich der Gang zum Profi – für deine Gesundheit und die deiner Mitbewohner:innen.

FAQ: Häufige Fragen zur Schimmelentfernung mit Essig

Was passiert, wenn ich Schimmel mit Essig auf Tapete entferne?

In porösen Materialien wie Tapete bleibt der Schimmel oft in der Tiefe erhalten. Essig kann hier keine dauerhafte Lösung sein – und unter Umständen sogar das Wachstum fördern.

Ist Essig gefährlich bei Schimmel?

Nicht direkt – aber er kann die Situation verschlimmern, wenn er falsch eingesetzt wird. Die Schimmelsporen selbst sind das gesundheitliche Problem – nicht der Essig.

Was ist besser: Alkohol oder Essig gegen Schimmel?

Auf porösen Materialien ist Alkohol meist die bessere Wahl. Essig funktioniert gut auf glatten Oberflächen, aber nicht in tiefen Strukturen.

Wie erkenne ich, ob der Schimmel tief sitzt?

Ein Anzeichen ist, wenn der Schimmel trotz Reinigung immer wieder kommt. Auch ein muffiger Geruch kann darauf hinweisen, dass er tiefer sitzt.

Wie oft darf ich Essig gegen Schimmel verwenden?

Im Haushalt gelegentlich – aber nur auf geeigneten Flächen. Bei wiederkehrendem Schimmel lieber Ursachen klären oder professionelle Hilfe suchen.

Quellenangaben:

  • Umweltbundesamt: „Schimmel in Innenräumen – Ursachen, Bewertung und Maßnahmen“
  • Bundesgesundheitsministerium: „Schimmelpilzbelastung in Wohnräumen“
  • Stiftung Warentest: „Schimmel entfernen – das hilft wirklich“
  • Deutscher Mieterbund: „Mietrecht im Zusammenhang mit Schimmelbefall“

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