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Warum Neubauten oft anfällig für Schimmel sind

Schimmel in einem frisch gebauten Haus oder einer neuen Wohnung? Für viele ist das kaum vorstellbar – denn neu bedeutet für uns meist auch „mangelfrei“. Doch immer wieder berichten Bewohnerinnen und Bewohner neuer Immobilien erschrocken über feuchte Wände, muffigen Geruch oder gar sichtbaren Schimmelbefall. Woran liegt das? Warum sind gerade Neubauten häufig anfällig für Schimmel – und was kann man dagegen tun? In diesem Beitrag klären wir auf und geben Ihnen leicht umsetzbare Tipps für ein gesundes Raumklima.

Warum entsteht Schimmel überhaupt?

Schimmel ist kein Neubauproblem allein – aber er braucht bestimmte Bedingungen, um sich auszubreiten. Am liebsten hat er:

  • Feuchtigkeit (z. B. durch Baufeuchte oder falsches Lüften)
  • Organisches Material (wie Tapeten, Holz oder Staub)
  • Wärme (oft zwischen 5 und 40 Grad Celsius)
  • Wenn also genug Feuchtigkeit vorhanden ist, fühlt sich Schimmel pudelwohl – ganz gleich, ob in einem Altbau oder einem brandneuen Haus.

    Baufeuchte: Ein Startproblem mit Folgen

    Wussten Sie, dass beim Bau eines Hauses mehrere tausend Liter Wasser verwendet werden? Beim Gießen von Beton, Verputzen oder Estricharbeiten wird jede Menge Feuchtigkeit eingebracht. Diese Baufeuchte kann sich monatelang in Wänden und Böden halten – vor allem, wenn zu früh eingezogen wird oder nicht ausreichend getrocknet wurde.

    Gängige Faustformel: Je massiver das Bauwerk, desto länger dauert die Austrocknung. Werden Räume dann nicht richtig gelüftet oder geheizt, bilden sich die idealen Voraussetzungen für Schimmel.

    Wenn Sie sich näher damit beschäftigen möchten, wie wichtig eine gute Bautrocknung nach der Fertigstellung ist, empfehlen wir den Ratgeber „Richtiges Vorgehen bei der Bautrocknung“ auf unserer Website.

    Moderne Bauweise: Dicht ist nicht immer gut

    Energiesparhäuser sind auf maximale Dichtigkeit ausgelegt – Fenster, Türen und Wände lassen kaum Luft durch. Das ist gut für Ihre Heizkosten und die Umwelt, aber schlecht für die natürliche Feuchtigkeitsregulierung.

    Früher „atmeten“ Häuser über Fugen und Ritzen. Heute muss für frische Luft aktiv gesorgt werden – durch gezieltes Lüften oder Lüftungssysteme. Geschieht das nicht, steigt die Luftfeuchtigkeit – und die Schimmelgefahr nimmt zu.

    Tipp: Stoßlüften statt Kipplüften! Drei bis vier Mal täglich alle Fenster für 5–10 Minuten weit öffnen sorgt für effektiven Luftaustausch.

    Weitere Ursachen typischer Schimmelprobleme im Neubau

    Neben der Baufeuchte und modernen Dämmmethoden gibt es noch weitere Punkte, die bei Neubauwohnungen häufig zum Problem werden:

    1. Früher Einzug vor vollständiger Trocknung

    Viele Bauherr:innen möchten schnell ins neue Heim einziehen – manchmal zu schnell. Wenn Bodenbeläge, Putz oder Estrich noch nicht vollständig getrocknet sind, bleiben Reste der Baufeuchte im Gebäude. Mit der Zeit kondensiert diese an kühleren Wandstellen – ideal für Schimmel.

    2. Falsche Möblierung und Raumnutzung

    Zu wenig Abstand zwischen Möbeln und Außenwänden kann Luftzirkulation verhindern. Gerade Schränke oder Betten, die direkt an einer Außenwand stehen, begünstigen Schimmelbildung hinter dem Möbelstück.

    Tipp: Halten Sie mindestens 5–10 cm Abstand zur Wand! So kann Luft besser zirkulieren.

    3. Nutzung neuartiger Baustoffe

    Nicht alle neuen Materialien sind gleichermaßen diffusionsoffen – also atmungsaktiv. Kunststoffe, moderne Tapeten oder hochwertige Farben können die Trocknung verzögern oder sogar Feuchtigkeit einsperren.

    4. Unzureichende Planung der Bauleitung

    Ein oft übersehener Punkt: Zeitdruck auf den Baustellen. Wenn einzelne Gewerke nicht aufeinander abgestimmt sind oder sich Termine überschneiden, entstehen Feuchtigkeitsfallen. Beispielsweise, wenn Fenster schon eingesetzt werden, obwohl der Estrich noch trocknen muss.

    Wie erkenne ich frühen Schimmelbefall im Neubau?

    Nicht jeder Schimmel zeigt sich sofort mit schwarzen Flecken. Gerade zu Beginn deutet oft nichts auf ein Problem hin – bis der modrige Geruch oder erste gesundheitliche Beschwerden auftreten.

    Achten Sie besonders auf:

  • Feuchte Stellen oder beschlagene Fenster (auch innen)
  • Kondenswasser an kalten Flächen
  • Muffiger Geruch, besonders morgens oder nach längerer Abwesenheit
  • Kratzen im Hals, gereizte Augen, Kopfschmerzen
  • Je früher Sie handeln, desto einfacher ist die Bekämpfung.

    Wie lässt sich Schimmel im Neubau vermeiden?

    Zum Glück gibt es eine Reihe von Maßnahmen, mit denen Sie Schimmel in Ihrem Neubau vorbeugen oder bestehende Probleme beheben können.

    1. Professionelle Bautrocknung beauftragen

    Setzen Sie auf eine fachgerechte Trocknung nach der Bauphase. Ob mit Bautrocknungsgeräten oder lüftungsgestützten Methoden – so wird die spätere Nutzung sicherer.

    Weitere Informationen zum praktischen Vorgehen finden Sie in unserem Beitrag „Bautrocknung nach dem Hausbau – darum ist sie so wichtig“.

    2. Regelmäßig richtig lüften

    Richtiges Lüften ist das A und O für ein gesundes Wohnklima:

  • Mehrmals täglich stoßlüften – am besten morgens, mittags und abends
  • Nach dem Duschen oder Kochen unbedingt lüften
  • Im Schlafzimmer am besten nachts mit gekipptem Fenster oder morgens nach dem Aufstehen lüften
  • 3. Luftfeuchtigkeit im Blick behalten

    Ein Hygrometer zeigt Ihnen, wie viel Feuchtigkeit in der Raumluft steckt. Ideal ist ein Wert zwischen 40–60 %.

    Wenn dieser Wert regelmäßig überschritten wird, prüfen Sie mögliche Ursachen:

  • Trocknet noch eine Wand oder ein Estrich nach?
  • Gibt es zu wenig Lüftung?
  • Wurde viel Wäsche in der Wohnung getrocknet?
  • 4. Schimmelsensoren und Lüftungssysteme

    Auch intelligente Technik kann helfen: Sensoren messen Luftfeuchte und warnen bei kritischen Werten. Moderne Lüftungssysteme sorgen zudem für automatisierten Luftaustausch – besonders bei Passivhäusern oder stark gedämmten Gebäuden sinnvoll.

    Was tun, wenn es schon schimmelt?

    Falls sich bereits Schimmel gebildet hat, sollten Sie nicht zögern. Erste Maßnahmen können Sie selbst umsetzen:

  • Kleine befallene Stellen (unter 0,5 m²) können mit Alkohol (70–80 %) behandelt werden
  • Vermeiden Sie das Einatmen der Sporen – tragen Sie Mundschutz und Handschuhe
  • Halten Sie andere Räume geschlossen, um die Ausbreitung zu verhindern
  • In jedem Fall sollte jedoch ein Experte prüfen, wodurch der Schimmel entstanden ist. Die Ursachen zu beseitigen ist entscheidender als nur die sichtbaren Flecken zu entfernen!

    Detaillierte Informationen zu Ursachen und Lösungsmöglichkeiten finden Sie in unserem Artikel „Schimmel in der Neubauwohnung“.

    FAQ: Häufige Fragen zum Thema Schimmel in Neubauten

    Wie lange dauert es, bis ein Neubau trocken ist?

    Je nach Bauweise 6 bis 24 Monate. Eine Massivbauweise braucht länger als ein Fertighaus. Heiz- und Lüftungsverhalten verkürzen oder verlängern die Trocknungszeit.

    Ist Schimmel im Neubau ein Mietmangel?

    Ja, in Mietwohnungen kann Schimmel ein Mangel sein – allerdings ist der Mieter verpflichtet, richtig zu heizen und zu lüften. Die Ursache muss ein Fachmann klären.

    Hilft eine Hausratversicherung bei Schimmelschäden?

    In der Regel nicht. Nur unter bestimmten Bedingungen (z. B. Wasserschaden durch Rohrbruch) kann die Versicherung einspringen. Hier lohnt sich ein Gespräch mit der eigenen Versicherung.

    Fazit: Was Sie aus diesem Artikel mitnehmen sollten

    Auch wenn Neubauten modern, energiesparend und komfortabel sind – Schimmel ist keine Seltenheit. Das liegt weniger an fehlerhaften Materialien und mehr an ungünstigen Rahmenbedingungen:

  • Baufeuchte, die nicht richtig getrocknet wurde
  • Dichte Bauweise ohne ausreichende Lüftung
  • Unbedachte Nutzung oder Möblierung
  • Wer sich dieser Risiken bewusst ist, kann gezielt vorbeugen:

  • Regelmäßiges Stoßlüften
  • Beobachtung der Raumfeuchte
  • Professionelle Bautrocknung
  • Schon beim Bau auf Terminkoordination und Lüftungskonzepte achten
  • Noch mehr praktische Tipps und einen Leitfaden zur Schimmelvermeidung im Neubau finden Sie in unserem ausführlichen Artikel „Warum Schimmel in Neubauten keine Seltenheit ist – Ursachen und Lösungen“.

    Quellen

  • Umweltbundesamt – „Schimmelpilze in Innenräumen“
  • Verbraucherzentrale NRW – „Richtig lüften gegen Schimmel“
  • Bundesanstalt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR)
  • Deutscher Mieterbund e.V.
  • Institut für Bauklimatik, TU Dresden
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